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Mein Mann ist schizophren.

14. Juni 2023

Ich bin Gudrun, 1963 geboren.

Gudrun ist ehrenamtliche Mitarbeiterin im Wege e.V. Leipzig. Einem Verein für Angehörige und Freunde psychisch Erkrankter.
Sie möchte in diesem Beitrag davon berichten, wie sie ihren Weg zum Wege e.V. fand.
Unter ihren berührenden Worten fügen wir Links ein zur Erkrankung "Schizophrenie" sowie Möglichkeiten zur Teilnahme an Selbsthilfegruppen des Wege e.V.
Doch nun gehört Gudrun das Wort.


Als ich meinen späteren Ehemann kennen lernte, stand seine Diagnose „Schizophrenie“ bereits fest. Einen schweren Krankheitsverlauf mit langem Klinikaufenthalt hatte er hinter sich. Er kämpfte sich zurück ins Leben mit einer Teilzeitbeschäftigung und nun auch mit einer eigenen Familie. Ich glaubte, dass Liebe, Verständnis und Geduld ausreichen, um gemeinsam durch das Leben zu gehen. Was anfangs auch sehr gut begann, änderte sich mit den zunehmend unser Leben bestimmenden psychotischen Krankheitsbildern. In der DDR gab es noch viel weniger Informationen für Angehörige. Ein Versuch mit der behandelnden Ärztin über meine Probleme zu sprechen (Mein Mann hatte ausdrücklich sein Einverständnis gegeben.) endeten mit ihrer Aussage: „Wenn sie nicht klarkommen, lassen sie sich doch scheiden.“ Ich war sprachlos, nahm mit trotziger Haltung  Abstand von Trennungsgedanken.

Irgendwie schafften wir Beide es, diese Auf und Ab der Gefühle auszuhalten. Manchmal war mir alles zu viel, ich war hilflos und weinte ich mich in den Schlaf. Viel Kraft gab uns unser Sohn. Er war der Sonnenschein in unserem Leben. Heute weiß ich, dass wir dem Kind eine große Verantwortung übertragen hatten.

Während eines Klinikaufenthaltes meines Mannes im damaligen Parkkrankenhaus Dösen Anfang der Neunziger Jahre bekam ich über seine Psychotherapeutin Kontakt zum WEGE e.V. Sie war Mitbegründerin des Vereines. Das erste Gespräch mit einer Mutter, deren erwachsener Sohn unter einem ähnlichen Krankheitsbild litt, gab mir erstmals das Gefühl, nicht Alles falsch zu machen. Ich konnte meine Gefühle besser einordnen. Ich besuchte viele Veranstaltungen und lernte langsam die Krankheit zu begreifen. Auch wenn es immer wieder Situationen gab, in denen die Konflikte unserer Beziehung aufbrachen, hatte ich nun im Verein Menschen, mit denen ich dieses Schicksal teilen konnte. Schnell traute ich mir zu, Andere zu beraten. Später gründete ich mit zwei anderen Partnerinnen eine Selbsthilfegruppe für Partner*innen.

Aktive Selbsthilfe hat für mich immer auch eine positive Wirkung. Es ist nicht nur, dass ich etwas „Ehrenamtliches“ mache, sondern meine eigene psychische Stabilität gewinnt dadurch. Die Erkrankung meines Mannes hat meine Entwicklung im Leben stark geprägt. Und das meine ich nicht im negativen Sinn. Wichtig für mich ist die Geduld mit mir selbst geworden.



Klick - zum Beitrag Ein Leben mit Schizophrenie und zum Beitrag  Selbsthilfe für Angehörige



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