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Reisen mit psychischer Erkrankung

28. November 2023

Die Nachbarin fliegt nach Ägypten, der Cousin jedes Jahr auf Malle und die alte Schulfreundin

bereist die entferntesten Winkel dieser Welt.

Reisen mit psychischer Erkrankung. Geht das?

So groß die Freude für die Reiselustigen ist und so interessant die Reiseberichte; ein wenig Neid und Traurigkeit schleicht sind dann doch manchmal ein, wenn andere von ihren Reisezielen berichten.

Auch mit chronischen psychischen Erkrankungen kann Reisen möglich sein.

Sei es eine Kurzreise innerhalb Deutschlands oder eine Reise ins Ausland. Eine gründliche Vorbereitung ist hier jedoch sehr sinnvoll.

Hier einige Tipps, wie es gelingen kann:

Gesundheitliche Stabilität – Der Reisezeitpunkt sollte in einer gesundheitlich stabilen Phase erfolgen. Ein Urlaub ist oft in einigen Bereichen sehr stressig, sei es aufgrund der Zeitverschiebung oder weil der Sitznachbar im Flieger die ganzen fünf Stunden über schnarcht. Selbstverständlich sind intensivere Phasen einer Erkrankung nicht immer vorauszusehen, wenn jedoch erfahrungsgemäß um eine bestimmte Zeit des Jahres psychische Krisen auftreten, so sollte die Reise nicht unbedingt in diese Zeit gelegt werden.

Reisemedizin – Im Vorfeld sollte die Reisemedizin gründlich gecheckt werden. Gemeinsam mit Facharzt*ärztin kann der Medikamentenplan überprüft, Notfallmedizin verordnet und für Flugreisen eine Bescheinigung für notwenige Medikamente erstellt werden. Weiterführende Informationen hierzu gibt es im Artikel zu „seelischem Übergepäck“ HIER sowie auf Medscape HIER

Wahl des Reiselandes – Nicht in jedem Land werden psychische Erkrankungen adäquat behandelt. Je weniger aufgeschlossen die Bevölkerung eines Landes gegenüber psychischen Erkrankungen ist und je weniger psychiatrische Betreuung es gibt, desto intensiver sollte das Reiseziel geprüft und nach alternativen Hilfemöglichkeiten recherchiert werden. Deutschlandfunk Kultur berichtet in DIESEM Artikel über Umgang mit psychisch Erkrankten in Indien, den wir beispielhaft teilen möchten.

Krisenplan – Ein Notfallplan für auftretende psychische Krisen kann Symptome während der Reise im Zaum halten. Notfallkontakte sollten ebenso darauf verzeichnet sein wie psychiatrische Ansprechpartner*innen im Reiseland und -ort. Außerdem sollten hier alle Mittel und Methoden aufgelistet werden, die erfahrungsgemäß helfen, sich selbst zu regulieren und in einen ausgeglicheneren Zustand zu bringen. Hilfreich sind auch das Vermerken auslösender Faktoren und wie frühzeitig eine sich anbahnende Krise erkannt werden kann.

Gestaltung des Alltags – Andere Orte und Länder sind anders als gewohnt und die vielen neuen Eindrücke, Speisen, Gerüche, Umgangsformen, Temperaturen, können psychisch Erkrankten zu schaffen machen. So wie im eigenen Zuhause eine geregelte Tagesstruktur und regelmäßige Erholungsphasen hilfreich sein können für die psychische Stabilität, gilt dies auch und besonders für Reisen.

Reise nicht TROTZ der Depression, reise MIT der Depression.

Reisen TROTZ einer psychischen Erkrankung, kann dazu führen, dass Symptome übergangen werden, wir uns mit aller Kraft gegen die psychische Erkrankung stellen. Dies kann zu einer psychischen Krise führen oder zum Kollaps nach der Urlaubsreise.

Reisen MIT der psychischen Erkrankung bedeutet Akzeptanz. Die Erkrankung darf unser Leben nicht bestimmen, aber wir nehmen Rücksicht auf das, was wir leisten können.

Begleitung – Zu zweit reist es sich angenehmer. Erlebnisse und Freude können geteilt werden und eine Vertrauensperson gibt Sicherheit. Vor der Reise ist daher nützlich:

  • Offen darüber sprechen, welche Stressoren die Erkrankung verschlimmern
  • Um Verständnis und Raum zum Rückzug bitten
  • Vereinbaren, wo der Krisenplan zu finden ist
  • Wie soll die begleitende Person unterstützen, wenn es zu einer psychischen Krise kommt?
  • Was ist unbedingt zu vermeiden während der Reise?
  • Ansprechen, was Ängste und Sorgen bereitet


Hilfreiche Links:

CRM- Centrum für Reisemedizin

Reiseversicherung bei psychischer Erkrankung